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Denkmalpflege von 1961 bis 1991 in Georgenthal

Dreißigjährige Denkmalpflege mit jungen Menschen im einstigen Klosterort Georgenthal

Ziel dieser mühevollen Kleinarbeit besteht darin, die
Zeugen der Geschichte zum Sprechen zu bringen –
und eben das haben die Georgenthaler erreicht.

Georg Piltz

Diese Feststellung traf der Kunsthistoriker Georg Piltz in seinem mehrfach aufgelegten Buch: „Schlösser sah ich und Türme“ (Verlag Neues Leben, Berlin 1980). Auf den ersten drei Seiten hatte dieser mit dem Vorwort seines Buches, das mir der Verfasser zum Weihnachtsfest 1980 als mein schönstes Geschenk zugesandt hatte, die jahrzehntelange denkmalpflegerische Arbeit junger Menschen mit ihrem Arbeitsgemeinschaftsleiter und Lehrer sogar als ein „Republikbeispiel“ gewürdigt!

Doch 22 Jahre später künden plötzlich im ehemaligen Klostergelände Georgenthals zwei „neue“ Hinweistafeln davon, dass es hier nur bis zum Jahre 1906 denkmalpflegerische Arbeiten gegeben habe und dann im Jahre 2002 die Stiftung „Thüringer Schlösser und Gärten“ sich dieser einmaligen Klosterhinterlassenschaft angenommen habe … Der aufmerksame Besucher dieser Homepage konnte sich ja bereits von unseren bodendenkmalpflegerischen Arbeiten im Gebiet der „Siedlungsgruppe Asolveroth“ überzeugen und soll nun anhand weiterer Originaldokumente mit den denkmalpflegerischen Arbeiten in dem auch zur „Siedlungsgruppe Asolveroth“ gehörigem ehemaligen Georgenthaler Klostergelände vertraut gemacht werden.

Schlösser sah ich und Türme

Hatte mein einstiger Schüler Adrian Ermel, als aktives Mitglied meiner am Ohrdrufer Gymnasium Gleichense Ende 1991 ins Leben gerufenen Arbeitsgemeinschaft „St. Bonifatius“, mit seinem Beitrag: „Der Candelaber – ein Licht für Thüringen“ im Schülerwettbewerb „Deutsche Geschichte“ um den Preis des Bundespräsidenten: „Denkmal: Erinnerung – Mahnung – Ärgernis“ im Jahre 1993 von nahezu 12.000 Teilnehmer bundesweit einen 5. Preis erhalten (vgl. diesbezügliche Publikation der „Körber – Stiftung“ Hamburg vom Dezember 1996, Seiten 357/58), war bereits im Sommer des Jahres 1995 von jener Stiftung im Berliner Metropol – Verlag die informative Publikation: „Offenes Geschichtslernen in einer geschlossenen Gesellschaft“ herausgegeben worden.

Auf 19 Seiten kann sich hier der Leser informieren, wer sich schon von 1961 bis 1991 für die Erhaltung der Reste der 17. Morimondtochter (Kloster Georgenthal) aktiv eingesetzt hat und wer ferner 25 Jahre nahezu 400.000 Gäste in dem von ihnen geschaffenen Heimatmuseum Georgenthal (von 1966 – 1991) ehrenamtlich betreut hat (vgl. Abb.)? Hier erfährt der Leser aber auch, wozu blinder Neid (damals – wie heute) führen kann?

Am 16. 03. 1972 hatte der Chefredakteur des Blinden – und Sehschwachenverbandes bei der damaligen Abteilung Volksbildung des Rates des Bezirkes Erfurt um die Auszeichnung des Autors mit der „Theodor – Neubauer – Medaille“ für dessen „jahrelange ausgezeichnete kulturelle Betreuung der Blinden- und Sehschwachen im Georgenthaler Blindenkurheim“ ersucht. Doch Georgenthals Schulleiter (†) und der Schulgewerkschaftsvertrauensmann sowie auch der SED – Schulparteisekretär (†) hatten hierzu am 14. 04. 1972 geschrieben:

“Koll. R. Scharff nimmt bei Führungen und Vorträgen … Stellung gegen die örtliche Staatsmacht. Die von ihm geleitete Schülergruppe wird in ähnlicher Weise beeinflusst … Diese Feststellung des politischen Mitarbeiters der Bezirksleitung der SED … aus Karl – Marx – Stadt stimmen mit unseren eigenen überein. Deshalb halte ich es z. Zt. – trotz seiner anzuerkennenden Verdienste – nicht für angebracht, ihn mit einer so hohen Auszeichnung zu ehren.“

Die Jungen Historiker 1974 in dem von ihnen hergerichteten Säulensaal

Während der ehemalige Schulleiter und der Parteisekretär noch vor ihrem Ableben in die mir im Jahre 1990 vom damaligen Catterfelder Schulleiter übergebene diesbezügliche Originaldurchschrift vom 14. 04. 1972 Einsicht genommen haben, kann sich jener langjährige Gewerkschaftsvertrauensmann wohl bis heute nicht an einen Besuch in dem von uns 25 Jahre ehrenamtlich betreuten Heimatmuseum im Georgenthaler Kornhaus (s. Abb.) erinnern?

Erinnern dürfte er sich aber an jenen 10. April des Jahres 1979, als er mit dem Schulleiter (†) an meiner von ihm mit beantragten Bestrafung („Strenger Verweis“) bei der Schulrätin des Kreises Gothas teilnehmen durfte. Jener „Antrag“ der Schule Georgenthal liegt mir zwar nicht vor, doch „bestraft“ wurde ich, „weil ich am 05. April 1978 nach 33jähriger Vergessenheit des von Faschisten ermordeten Otto Fabian mit 130 Teilnehmern (vgl. Protokoll der Bürgermeisterin H.) im Georgenthaler „Klosterhof“ (damals „Clara – Zetkin – Heim“) als LDPD – Mitglied die „Genossin“ Bürgermeister zu einer solchen Feier gezwungen hätte … und außerdem den Schülern die nicht erwünschte Kirchengeschichte – besonders vehement – lehren würde…“ Das war vor 30 Jahren …

Doch als ich „trotz alledem“ im Jahre 1995 am 05. April 1995 als gewählter Vorsitzender des „Kultur- und Bildungsausschusses“ der Gemeinde Georgenthal wiederum einen Georgenthaler Bürgermeister ersuchte, für ein würdiges Gedenken der 50. Wiederkehr der Ermordung des Georgenthaler Kaufmanns Otto Fabian Sorge zu tragen, führte dieses Ansinnen letztendlich dazu, dass am 05. April 1995 immerhin 11 (?) Bürger (ohne den Bürgermeister …) dieses 50. Todestages von Otto Fabian gedachten (vgl. Abb.).

Ines Topf (verh. Wicklein) und Frank Scharff vor dem Gedenkstein für Otto Fabian am 5. April 1979

5. April 1995: Gedenkfeier anlässlich der 50. Wiederkehr der Ermordung des Georgenthaler
Kaufmanns Otto Fabian. (Trompeter: Harry Hähnlein und Autor)

1. Oktober 1979: Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft „Junge Historiker“ und der Autor
anlässlich des 85. Geburtstages, an dem von ihnen mitgesetzten Gedenkstein für Otto Fabian.

Roland Scharff am 5. April 2010, dem 65. Ermordungstag Otto Fabians, vor dem Säubern der
Gedenkstätte.

Die gesäuberte Gedenktafel.

Erfreulich, dass zum Volkstrauertag des Jahres 2007 der stellvertretende Bürgermeister Georgenthals, der auch 1995 zu den Teilnehmern unseres „Gedenkens“ gehört hat, in seinen Gedenkworten wieder einmal auch an Otto Fabian erinnerte, der wie Oberst von Gadolla – der „Retter Gothas“ – ebenfalls am 05. April 1945 von Faschisten ermordet worden war!

Hatte Georgenthals ehemaliger Bürgermeister schon jenen 50. Todestag negiert, findet man auch hierzu nichts in der von diesem mitzuverantwortenden „Festschrift“ vom Jahre 2002! Gleiches gilt für das, von uns 25 Jahre ehrenamtlich betreute Heimatmuseum im „Kornhaus“, wozu aber der aufmerksame Leser von „Offenes Geschichtslernen in einer geschlossenen Gesellschaft“ (s. o.), Genaueres findet (s.S. 321 – 331). Das betrifft auch unsere 1972 / 73 im Heimatmuseum geschaffene Wandgestaltung zur Geschichte des Zisterzienserklosters Georgenthal, die hier noch auf der Seite 328 zu sehen ist, allerdings in Georgenthal im Jahre 2002 mit Duldung des damaligen Bürgermeisters „entsorgt“ wurde …!

Wie nun die vielen Besucher des von uns von 1964 – 1966 geschaffenen, und von uns bis 1991 ehrenamtlich betreuten, Heimatmuseums dieses freiwillige Wirken junger Menschen mit ihrem Lehrer aufgenommen haben, geht aus den mir noch vorliegenden 5 Gästebüchern hervor (vgl. die noch folgenden Gästebucheinträge).

Unter der Erde verborgen

Geheimnisse des Friedhofes zu Georgenthal / Thüringen

Am 8. Oktober 2004, dem 44. Hochzeitstag des Ehepaares Waldfriedel und Roland Scharff, bereitete wiederum der Georgenthaler Bürger Ernst Stadler mit seiner „Entdeckung“ des einst wohl bedeutenden Klostergewölbes der 17. Morimondtochter (das französische Kloster Morimond war das Mutterkloster Georgenthals) dem Autor eine große Freude. Sofort legte dieser mit Sohn Frank die Gewölbeöffnung zum Fotografieren und zur Anfertigung eines entsprechenden Videos genauer frei.

Nachfolgend einige Aufnahmen aus dem Originalvideo von Frank Scharff:

Ernst Stadler, der „Entdecker des Gewölbes“

Roland Scharff bei der Vermessung und „Auswertung“ der neuen Entdeckung.

Leider wurde auch dieses Gewölbe (ohne eine genauere Untersuchung durch die Fachbehörden) schon Tage später wieder verfüllt.